Auf höchste Resonanz in den Medien stießen die Ergebnisse der internationalen Grundschul-Leseuntersuchung (IGLU), die am 17. Mai 2023 veröffentlicht wurden. Die Ratschläge von - oft selbsternannten - Expert:innen, wie der Misere zu begegnen sei, überschlugen sich förmlich. So sehr es eigentlich nicht hinnehmbar ist, dass rund ein Viertel der Viertklässler:innen erhebliche Mängel beim Lesen und Verstehen von Texten haben, konnten die Ergebnisse nicht überraschen: Der Trend absinkender Schülerleistungen besteht bereits seit 2006. Die Studie zeigt einmal mehr auf, dass der Abwärtstrend seither kontinuierlich fortschreitet. Für den Grundschulverband als Fachverband für die Grundschulen und ihre Schülerinnen und Schüler kommt diese Entwicklung keinesfalls überraschend. Wer eine wirkliche Verbesserung der Lernergebnisse in den Grundschulen erreichen will, muss dies mit Ernst und Sorgfalt und insbesondere in Kenntnis der besonderen pädagogischen und didaktischen Herausforderungen der Arbeit der Lehrkräfte in den Grundschulen angehen und diese Aufgabe mit nicht unerheblichem Ressourceneinsatz hinterlegen. Alles andere ist nichts als wohlfeile Augenwischerei.
Die Reichsschulkonferenz (RSK) von1920 markiert den Anfang der Bemühungen um eine Schule für die Demokratie in Deutschland. Aber bis heute, über 100 Jahre nach Verabschiedung der Weimarer Verfassung, 70 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland und 10 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) haben wir noch immer keine gemeinsame Schule für alle Kinder und Jugendlichen!